Personas für Business Software – Spielerei oder nachhaltiger Mehrwert?

„Personas sind doch Start-up-Schnick-Schnack und für Business Software nur Spielerei!” So oder so ähnlich haben das bestimmt viele Produktentwickler:innen schon einmal gehört. Ich in jedem Fall. Aber was ist dran an der Kritik, dass Personas eher für Consumer-Produkte einen relevanten Mehrwert bieten und für Business Software nur kreatives Beiwerk sind?

Was sind eigentlich Personas?

Personas sind fiktive Personen, die typische Vertreter:innen einer bestimmten Zielgruppe repräsentieren. Sie geben Produktentwickler:innen, Kunden und Stakeholdern eine Vorstellung davon, wer das Produkt nutzt. Typischerweise zeichnen sich Personas neben einem Foto und Namen noch durch Informationen zu Alter, Beruf, Freizeitaktivitäten, Familienstand und zum Lebenslauf sowie typischen Bedürfnissen und Ängsten aus.

Personas im Kontext von Business Software

Doch wie gehe ich als Produktentwickler:in damit um, wenn meine Zielgruppe in erster Linie nicht Personen mit individuellen Bedürfnissen und Vorstellungen sind, sondern mit konkreten beruflichen Herausforderungen?

Denn ob zum Beispiel die Digital Asset Managerin Diana Asmussen in ihrer Freizeit gerne Computer spielt oder mit ihren Hunden in den Urlaub fährt, ist für die Produktentwicklung uninteressant. Ins Rampenlicht tritt Diana mit ihren beruflichen Anforderungen als Digital Asset Managerin und ihren Anforderungen an ein IoT-System. Bei der Konzeption von Business Software sollten Arbeitnehmer:innen adressiert werden, die ihre Aufgaben effizient erledigen wollen und in ihren Rollen und Unternehmensprozessen agieren.

CONTACTs Personas

Bei CONTACT haben wir uns deshalb dazu entschieden, Personas innerhalb eines fiktiven Unternehmens basierend auf ihren Rollen und damit einhergehenden Aufgaben zu erstellen. Den Input haben wir von unseren internen Fachexperten und durch Kundeninterviews erlangt. Jede Persona besitzt eine Aufgabenbeschreibung und Informationen zur Nutzung von CONTACT Elements.

Exemplarische Darstellung der Personas und Abteilungszugehörigkeiten eines fiktiven Kunden.

Konkret heißt das…

Die ganzheitliche Sicht auf die Bedürfnisse der Anwender:innen liefert der Produktenwicklung wertvollen Mehrwert – vom Wissensaufbau bis hin zur Qualitätssicherung.

Personas machen die Anwender:inner greifbar und helfen neuen und langjährigen Produktentwickler:innen dabei, unsere Zielgruppen besser kennenzulernen.

Durch die Beantwortung von Fragen wie: Wer arbeitet mit dem 3D Cockpit? Was macht eine Anwenderin im Variantenmanagement? Oder Mit wem arbeitet ein CAE Ingenieur zusammen? wissen sie genau, für wen sie entwickeln und können Anforderungen zielgerichteter bedienen. Als Beispielanwender:innen in Konzepten, Demos und Review-Systemen inklusive aller Rechte, die sie auch in der Realität hätten, stellen Personas zudem sicher, dass auch während der Entwicklung und in der Qualitätssicherung nutzerzentriert gearbeitet wird.

Aber auch außerhalb der Produktentwicklung haben Personas einen hohen Mehrwert. In Präsentationen und in der Beratung nutzen wir sie zur lebhaften Darstellung von Szenarien, zum Verständnisaufbau und zur Identifikation.

Meine Antwort zur anfangs gestellten Frage, ob Personas Spielerei sind oder einen nachhaltigen Mehrwert bieten, fällt damit eindeutig aus: Personas sind ein zentrales Mittel, um im Sinne der Anwender:innen die für sie bestmögliche Software zu entwickeln. Sie verdeutlichen die Bedürfnisse, helfen dabei, Anforderungen zu priorisieren und fördern einen nachhaltigen Wissensaufbau über die Zielgruppen im gesamten Unternehmen.

PLM und Google TV: Nicht für Jedermann?

Neulich habe ich im Flugzeug die New York Times gelesen. Nachdem ich den folgenden Artikel las, fühlte ich mich schlecht. Google TV, Usability is Not Included (Google TV – Benutzbarkeit nicht eingeschlossen). Ich habe Google TV noch nicht gekauft. Ich halte mir jedoch noch immer alle Optionen offen. Lesen Sie den Artikel und ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse. Die Idee, einen Fernseher in einen riesigen Computerbildschirm zu verwandeln, ist faszinierend. Allerdings denke ich an den Endanwender. Wie kann ich einer Person ohne Computererfahrung erklären, wie zwischen Browserfenstern gewechselt wird? Mission Impossible!

Trends in der Komplexität von PLM

Die Komplexität von Google TV, wie sie durch die New York Times erklärt wurde, brachte mich dazu, erneut über die Umsetzung von PLM nachzudenken. Wie oft wurden Sie mit mehreren Bildschirmen, Optionen, Verbindungen konfrontiert? Ich denke, dass das Problem der PLM-Umsetzung darin begründet liegt, dass mit ihrer Hilfe die Komplexität von Produktentwicklungsprozessen, Abhängigkeiten und Datenbeziehungen offengelegt werden soll. Selbst bei der Betrachtung neuer Software im Unternehmensbereich sind diese Symptome der Komplexität erkennbar. Ich konnte drei wichtige Trends in der PLM-Komplexität erkennen.

Komplexität der Modellierung
Dies tritt häufig ein, wenn Entwickler versuchen, alle möglichen und unmöglichen Kombinationen von Datenmodellen anzuwenden, um die Situation in einer Organisation wiederzugeben. In vielen Fällen ist dies, so denke ich, jedoch nicht erforderlich. Eine Vielzahl von Situationen kann gelöst werden, indem weniger und einfachere Modelle angewendet werden. Wenn Sie Ihr Datenmodell erstellen, bitten Sie die Entwickler doch einfach darum, es zu vereinfachen. Wenn Sie dies mehrmals tun, werden Sie sehen, dass nur die Hälfte der Funktionen übrig bleibt.

Komplexität der Präsentation
Meiner Ansicht nach hält PLM-Software immer noch am früheren Desktop-Paradigma fest. Das heißt, es werden möglichst viele Informationen in das Sichtfeld der Kunden gestellt. Dies ist ein Fehler. Damit Sie diesen Fehler beheben können, sollten sich Ihre Leute mit mobilen Applikationen vertraut machen. Die begrenzte Anzeigefläche auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons führte zu einer Änderung dieses Paradigmas. Bitten Sie weiterhin darum, zu aktionsbasierten Präsentationskonzepten zu wechseln. Sie geben nur Informationen vor, die für die Entscheidung der Aufgabe erforderlich sind und zeigen eine begrenzte Menge der Optionen an.

Komplexität der Prozesse
Zu guter Letzt. Es ist erforderlich, Prozesse in der Organisation abzubilden. Wenn Sie damit beginnen, denken Sie jedoch daran, dass Sie nicht alle Implementierungen reproduzieren sollten, die vor Beginn der Umwandlung Ihrer Organisation mit dem PLM-System bestanden. Sie können Prozesse ausfindig machen, die einfach nicht erforderlich sind.

Einfachheit siegt immer
Wenn Sie die modernen Trends in Hardware, Software und fast allen anderen Dingen betrachten, werden Sie eine starke Entwicklung zur Einfachheit erkennen. Als ich meine ersten PDM-/PLM-Produkte entwickelte, war die Frage der „Dokumentation” unumgänglich. Das Vorhandensein einer Dokumentation war zwingend erforderlich. Diskussionsfähig war nur die Frage, wie viel Dokumentation erforderlich ist und wie schnell sie geliefert werden kann. Heutzutage ist sich jeder bewusst, dass man nur dann bestehen kann, wenn Produkte entwickelt werden, die keine Handbücher erfordern.

Welche Schlüsse ziehe ich daraus? Mein Schluss ist einfach: Einfachheit siegt! Die wahre Bedeutung dessen zu verstehen, ist nicht einfach. Menschen, die mit PLM-Software zu tun haben, müssen dies verstehen, damit sie nicht zu Dinosauriern der Handbücher werden.  Dies sind meine Überlegungen hierzu…

Alles Gute, Oleg

(Hinweis: Dies ist eine Übersetzung  des Beitrags „PLM and Google TV: Not for Average People?“ aus Oleg Shilovitskys Blog Beyond PLM. Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Ohne Gewähr für die Richtigkeit der Übersetzung.)