Herausforderungen in der Instandhaltung von Anlagen

Ungeplante Ausfallzeiten durch Instandhaltungsmaßnahmen machen mittlerweile elf Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Eine gezielte Wartungsstrategie verlängert nicht nur die Lebensdauer von Anlagen und Maschinen, sondern senkt auch die Investitionskosten.

Unsere Expertenbefragung mit Fachleuten aus verschiedenen Branchen zeigt den aktuellen Stand und gibt einen Einblick in die vielfältigen Herausforderungen und Potenziale in der Instandhaltung. Die Ergebnisse haben wir in Form eines Whitepapers aufbereitet und veröffentlicht.

Teilnehmer*innen aus der Instandhaltung

Die Teilnehmenden aus der Instandhaltung verteilen sich auf folgende Bereiche:

  • Strategische Planung: 11 Teilnehmende
  • Operative Einsatzplanung: 5 Teilnehmende
  • Durchführung: 5 Teilnehmende

In der Auswertung der Expertenbefragung stellten die Branchen Automotive sowie Metallerzeugung und -bearbeitung mit jeweils fünf Teilnehmenden die größten Gruppen. Außerdem waren die Branchen Maschinenbau, der sonstige Fahrzeugbau sowie die Luft- und Raumfahrt vertreten. Fast die Hälfte der Befragten arbeitet in großen Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz und über 250 Mitarbeitenden.

So lief die Umfrage ab

Das Fraunhofer IPK in Zusammenarbeit mit der CONTACT Software GmbH führten die Befragung durch. Im April und Mai 2023 fand online ein Pretest statt. Auf Basis der Ergebnisse überarbeitete das Forschungsteam den Fragebogen, mit dem die eigentliche Expertenbefragung von Mitte Februar bis Ende Juni 2024 erfolgte.

Die Teilnehmer*innen wurden per E-Mail, Telefon und persönlicher Ansprache auf Messen auf die Umfrage aufmerksam gemacht und führten sie online durch.

Die Expertenbefragung umfasste 22 Fragen, unterteilt in sechs Kategorien:

  • Unternehmen und Person
  • Beschreibung der Aufgabenfelder
  • Arbeitsorganisation
  • Informationszugänglichkeit für die Aufgabenerfüllung
  • Bewertung der Informationsqualität
  • Einsatz Tools für die Aufgabenerfüllung

Fünf zentrale Ergebnisse der Befragung

  1. Weniger Stillstand durch bessere Planbarkeit: Die Umfrage hebt die Planbarkeit als einen entscheidenden Faktor für die Effizienz der Instandhaltung hervor. Die Befragten betonten, dass unvorhersehbare Ausfälle und die Schwierigkeit, optimale Wartungsintervalle festzulegen, zu erheblichen Problemen führen können. Wer Wartungsintervalle optimal plant, verringert Stillstandzeiten und steigert die Produktivität. Die operative Einsatzplanung versucht, ungeplante Ausfälle weitgehend zu vermeiden, um die Einsatzplanung zu erleichtern.

    Im Rahmen der Durchführung spielen darüber hinaus die planbare Zeit zwischen Instandhaltungsvorgängen als auch die Dauer der eigentlichen Tätigkeit eine wesentliche Rolle.

  2. Herausforderungen durch den Fachkräftemangel: Der Mangel an qualifiziertem Personal stellt eine erhebliche Herausforderung für die Instandhaltung dar. Sowohl die Verfügbarkeit von Fachkräften als auch deren Qualifikation stellen für die Befragten ein Problem dar. Um dem zu begegnen, wird der Einsatz digitaler Geräte als beste Qualifikationsmaßnahme angesehen.

  3. Ausfälle durch fehlende Ersatzteile: Insbesondere der Automobilsektor und der Fahrzeugbau stufen die rechtzeitige Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Werkzeugen als kritisch ein. Fehlende Ersatzteile können zu Produktionsausfällen und Verzögerungen führen. Der Einsatz eines digitalen Ersatzteilmanagements wird als mögliche Lösung genannt, aber noch nicht flächendeckend umgesetzt.

  4. Informationen schneller finden: Die Befragten sehen ein effizientes Informationsmanagement als wichtigen Faktor für die Effizienzsteigerung in der Instandhaltung an, da es den schnellen und einfachen Zugriff auf relevante Informationen ermöglicht. Eine klare Datenstruktur und die Digitalisierung von Informationen tragen dazu bei, die Suchzeiten zu verkürzen und die Entscheidungsfindung zu verbessern. Digitale Daten lassen sich zwar grundsätzlich schwieriger strukturieren, reduzieren aber den Suchaufwand merklich.

  5. Digitalisierung und Einsatz neuer Technologien: Das Whitepaper beleuchtet den potenziellen Einsatz digitaler Lösungen wie Predictive Maintenance, Digitale Zwillinge und cloudbasierte IoT-Plattformen. Allerdings zeigt die Befragung, dass viele Unternehmen diese Technologien noch nicht umfassend nutzen. Es wird betont, dass die Einführung digitaler Lösungen einhergehen muss mit einem auf das Unternehmen abgestimmten Informationsmanagement.

Was bedeutet das für die Instandhaltung?

Die Expertenbefragung identifiziert drei Schwerpunkte: den Personaleinsatz, die konkreten Herausforderungen im Arbeitsalltag sowie das Informationsmanagement. In der Mitarbeiterqualifikation liegen demnach große Verbesserungspotentiale. Dabei sehen die Befragten den Einsatz digitaler Geräte als beste Qualifikationsmaßnahme an.

Vernetzte Produktionsanlagen erleichtern Wartungsarbeiten und deren Planung.

Die befragten Personen berichten auch die Ersatzteilverfügbarkeit als große Herausforderung. Hier unterstützt in einigen Fällen bereits ein digitales Ersatzteilmanagement, welches nur bedingt Abhilfe schafft. Grundlage für die erfolgreiche Integration digitaler Assistenzsysteme ist ein auf das Unternehmen abgestimmtes Informationsmanagement, denn die Suche nach Informationen nimmt derzeit einen Großteil der Arbeitszeit ein.

Die Zahlen zeigen, dass digital vorliegende Informationen schneller gefunden werden und somit die Informationssuche weniger Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Voraussetzung dafür sind digitale Informationsstrukturen, die bei den befragten Unternehmen aber nur zum Teil vorliegen – viele speichern ihre Daten nach wie vor analog.

Der Weg zur Digitalisierung führt immer über den Pfad der Datenmigration. Das heißt, bestehendes Informationsmanagement muss weg vom Papier, auch in der operativen Instandhaltung.


Laden Sie jetzt das vollständige Whitepaper herunter und erhalten Sie detaillierte Einblicke in den IST-Zustand der Instandhaltung in deutschen Unternehmen.


Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie in Ihrem Unternehmen im Bereich der Instandhaltung? Teilen Sie Ihre Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren!

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Mit PLM einen Schritt voraus

Nachhaltiges Denken ist längst kein „Nice to have“ mehr – Regulatorien und Kundenwünsche machen es zu einem zentralen Bestandteil heutiger Innovation. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sein müssen. Besonders in der Produktentwicklung zeigt sich das deutlich: Wo früher das Preis-Leistungsverhältnis im Vordergrund stand, kommt heute die Nachhaltigkeit als weiterer zentraler Faktor hinzu.

Preis-Leistung war gestern – es zählt das Gleichgewicht

Kosten und Effizienz spielen immer noch eine große Rolle. Aber wer auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben will, muss in unternehmerischen Entscheidungen die Umweltbilanz mitdenken. Die Herausforderung: ein gutes Gleichgewicht zwischen ökonomischer Performance und ökologischer Verantwortung finden. Das gelingt vor allem dann, wenn Nachhaltigkeit nicht erst ganz am Ende, sondern ganz zu Beginn – im Design – mitgedacht wird.

Warum der Produktentwicklungsprozess so entscheidend ist

Rund 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts werden schon in der Entwicklungsphase festgelegt. So kommt bereits der Wahl von Materialien, Herstellungsprozessen, Energieverbräuchen sowie auch der Recyclingfähigkeit innerhalb der Entwicklung eine entscheidende Rolle zu. Wer hier bereits mit belastbaren und transparenten Daten arbeitet, kann mit seinen Entscheidungen die späteren Folgen für die Umwelt gezielt beeinflussen und positiv auf die Bilanz einwirken.

LCA vs. PCF – zwei wichtige Begriffe kurz erklärt

Wer sich mit nachhaltiger Produktentwicklung beschäftigt, kommt an diesen beiden Begriffen kaum vorbei:

  • Life Cycle Assessment (LCA) – die Ökobilanz eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. Von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
  • Product Carbon Footprint (PCF) – der CO₂-Fußabdruck eines Produkts, ausgedrückt in CO₂-Äquivalenten. Der PCF ist oft ein Teil einer umfassenderen LCA.

Nachhaltigkeit direkt im PLM-System umsetzen

Mit CONTACTs Sustainability-Lösung lassen sich diese Umweltdaten direkt in CIM Database PLM erfassen und nutzen. So werden Materialien, Prozesse und Produktstrukturen systematisch bewertet. Ob manuell eingegeben oder automatisch aus Umwelt-Datenbanken importiert: Die Umweltwirkung eines Produkts lässt sich direkt im System analysieren und verbessern.

Asset Administration Shell – ein Schlüssel zum Datenaustausch in der Lieferkette?

Nachhaltigkeit funktioniert nicht im Alleingang. Besonders bei komplexen Produkten mit vielen Zulieferern ist der souveräne Austausch von Daten entscheidend. Hier kommt das Konzept der Verwaltungsschale (Asset Administration Shell, AAS) ins Spiel – eine standardisierte Abbildung von digitalen Zwillingen für beispielsweise Industriekomponenten.

Mit verschiedenen Submodellen wie zum Beispiel für den Carbon Footprint können Unternehmen ihre Umweltinformationen standardisiert kommunizieren, intern wie extern. So entsteht eine durchgängige Datenbasis über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Das funktioniert auch mit zugekauften Teilen – vorausgesetzt, die Daten werden standardisiert erfasst und ausgetauscht.

Die drei wichtigsten Erkenntnisse:

  1. Nachhaltigkeit beginnt im Engineering – hier werden entscheidende Weichen gestellt.
  2. Standardisierte Datenformate ermöglichen es, umweltbezogene Daten in den Produktlebenszyklus zu integrieren.
  3. Mit IT-Tools wie CONTACT Elements Sustainability Cloud lässt sich nicht nur ein umweltfreundlicher Betrieb planen, sondern Nachhaltigkeit schon im frühen Entwicklungsprozess umsetzen.

Fazit:

Die Entwicklung nachhaltiger Produkte ist kein Zukunftsthema mehr – sie ist längst Realität. Wer frühzeitig die richtigen Tools nutzt und auf standardisierte Prozesse setzt, verschafft sich nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche.

Der Digitale Zwilling im Zeichen regenerativer Energie

Laut dem Bundesverband der Windenergie (BWE) liegt der Anteil der Windenergie an der deutschen Stromproduktion in diesem Jahr bei 27 Prozent, im Jahr 2020 stellte die Windenergie sogar die wichtigste Energiequelle im deutschen Strommix. Insgesamt sind mehr als 31.000 Anlagen installiert, die im Jahr 2019 89 Millionen Tonnen CO2-Equivalent eingespart haben. Windkraft ist somit eine tragende Säule für die CO2-arme und nachhaltige Energieerzeugung und liefert einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Die weitere Steigerung der Erträge bei gleichzeitiger Reduzierung der Wartungskosten ist deshalb von großer Bedeutung.

Mit smarten Systemen die Effizienz von Windparks steigern

Digitale Zwillinge sind das zentrale Element, um das volle Potenzial der Windkraft auszuschöpfen und die Erträge zu maximieren. Angetrieben von der Vision, ein datenbasiertes Entwicklungswerkzeug für die Windindustrie zu schaffen, startete vor eineinhalb Jahren das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Verbundprojekt WIND IO.

Unter Federführung des Instituts für integrierte Produktentwicklung BIK der Universität Bremen bauen wir hierfür mit mehreren Konsortialpartnern Forschungsanlagen als cyberphysische Systeme auf und rüsten diese mit Sensoren, Elektronik und Rechnern (sogenannte IoT-Gateways) nach. Dies ermöglicht es, alle Betriebsinformationen der realen Anlage digital abzubilden und an einem Digitalen Zwilling zusammenzuführen. Das Betriebsverhalten kann anhand des Digitalen Zwillings simuliert werden, was wiederum Erkenntnisse für weitere Optimierungen an der Windenergieanlage zulässt. Der Digitale Zwilling liefert hierzu nicht nur Informationen über den aktuellen Energieertrag, sondern bietet auch ein umfassendes Gesamtbild über den Zustand jeder einzelnen Anlage.

Verbesserte Montage-, Wartungs- und Instandhaltungsprozesse

Mit den gewonnenen Informationen lassen sich beispielsweise die Wartungs- und Instandhaltungsprozesse optimieren. So machen die Daten den Alterungsprozess von Bauteilen jederzeit transparent und geben bei Überschreitung festgelegter Grenzwerte automatisch Alarm. Der Digitale Zwilling ermittelt anhand der erhobenen Betriebs-, Umgebungs- und Wetterdaten zudem einen günstigen Wartungszeitpunkt der Anlage. Diese sollte idealerweise bei wenig Wind durchgeführt werden, um nicht auf Kosten der Energiegewinnung zu gehen.

Für die Berechnungen kommen hierbei sowohl statistische Methoden als auch Modelle aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zum Einsatz. Diese Methoden helfen auch, den besten Zeitpunkt für den Aufbau einer Windkraftanlage zu bestimmen, da die Montage der Rotorblätter nur bei bestimmten Bedingungen erfolgen kann. Hierfür fließen neben den Wetterdaten zusätzliche Parameter, wie beispielsweise die Schwingung des Turms, in die Berechnungen mit ein.

Digitale Zwillinge für eine nachhaltige Industrie 

Das WIND IO Projekt zeigt anschaulich, welches Potenzial in der Digitalisierung und besonders im Konzept des Digitalen Zwillings steckt. Darüber hinaus können Unternehmen ihre Daten nutzen, um ganze Produktions- und Betriebszyklen zu simulieren. Dies ermöglicht es, den Ressourcenverbrauch zu minimieren, den Energieverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig die Produktionsschritte effektiver aufeinander abzustimmen sowie die Transportwege zu optimieren. Konzepte wie der Digitale Zwilling und datenintensive Analysemethoden sind damit essenziell für eine schonende und effiziente Industrie.

Die Daten eines digitalen Zwillings helfen Unternehmen, die Effizienz energieintensiver Anlagen zu steigern. Das gilt vor allem, wenn zusätzlich KI-Mechanismen zum Einsatz kommen. Welchen Mehrwert diese Kombination für das Energiemanagement in Unternehmen bringt, erläutern Dr. Nicole Göckel und Johann Heinrich im Fachartikel „Mit digitalen Zwillingen zu mehr Ertrag“.