Warum Anbindung von Cloud-PLM und CAD wichtig ist

Wie die Integration von Cloud PLM und CAD eine effiziente Produktentwicklung unterstützt

Ingenieure, Designer und CAD-Nutzer erleben in ihrer täglichen Arbeit oft ein Datenchaos: MCAD-Dateien (Mechanical Computer-Aided Design) können entweder in einem technischen Dokumentenmanagementsystem archiviert oder im Dateisystem abgelegt werden. Während einige ECAD-Systeme (Electronic Computer-Aided Design) dedizierte Datenbanklösungen bieten, gibt es immer noch eine eingeschränkte Kommunikation und Interaktion zwischen der MCAD- und ECAD-Welt. Die Konsequenz? Gegenseitige Abhängigkeiten werden nicht konsistent in einer einzigen Software abgebildet. Obwohl Workflow-Management-Systeme eine gute Orientierung über die aktuelle Projektphase geben können, beschränken sie sich lediglich darauf, Links zu Dokumenten bereitzustellen, ohne diese zuverlässig zu verwalten. Dies führt zu Datensilos, die die Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsteams erschweren und den gesamten Produktentwicklungsprozess verlangsamen.
Die Integration von Cloud PLM und CAD löst dieses Problem. PLM-Software verbindet CAD-Modelle mit allen anderen produktbeschreibenden Dokumenten und Daten, beseitigt so Datensilos und organisiert das Datenchaos.
Erfahren Sie in diesem Interview mit Kai Ruhsert und Heiko Jesgarsz, Produktmanager bei CONTACT Software, wie die Integration von Cloud PLM und CAD zu einer effizienteren Produktentwicklung führt.

Worin liegt der Vorteil von PLM in der Cloud?

KR: Product Lifecycle Management (PLM) ermöglicht es Unternehmen, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu verwalten, von der ersten Idee und Entwicklung über die Produktion und den Vertrieb bis hin zur Wartung. Anstatt PLM-Software lokal zu installieren, ermöglicht Cloud-basiertes PLM den Zugriff über das Internet. Dies führt nicht nur zu einer besseren Skalierbarkeit und erhöhten Sicherheit, sondern auch zu geringeren Kosten für die IT-Infrastruktur. Die Integration von Mitarbeitenden an zusätzlichen Standorten wird vereinfacht, was die Zusammenarbeit in globalen Produktentwicklungsprojekten effizienter macht.

Welche Vorteile ergeben sich aus der Integration von Cloud PLM und CAD?

HJ: Viele Entwicklungsteams müssen produktbezogene Dokumente aus verschiedenen Quellen sammeln, prüfen und bewerten. Die Bereitstellung von Informationen für ERP-Systeme oder Geschäftspartner erhöht den manuellen Aufwand zusätzlich. Dies ist nicht nur eine anspruchsvolle, sondern auch zeitaufwändige Aufgabe mit erheblichem Fehlerpotenzial. In einigen Fällen kann es zu Medienbrüchen kommen, beispielsweise wenn veraltete Informationen in Excel-Tabellen erfasst und an nachgelagerte Prozesse weitergegeben werden. Das Ergebnis sind „Datensilos“, die den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit erschweren und unnötigen Aufwand verursachen.
Solche Mängel sind besonders problematisch, wenn es um die Erfüllung der Dokumentations- und Prozesskonformität aufgrund hoher Kundenanforderungen oder rechtlicher Änderungen geht. Oder wenn Bauteilhersteller zu Systemanbietern werden wollen und die neuen Kunden eine revisionssichere Dokumentation des gesamten Produktentwicklungsprozesses fordern. Ohne ein PLM-System fehlt dafür die notwendige technische Infrastruktur.
Die Lösung für dieses Problem: Die Verwaltung aller relevanten Daten des Entwicklungsprozesses mithilfe von PLM-Software, wodurch eine „Single Source of Truth“ geschaffen wird. Das PLM-System verknüpft nicht nur MCAD- und ECAD-Modelle, sondern etabliert auch eine konsistente, disziplinübergreifende Datenbasis. Dies führt zu einer hohen Datenkonsistenz und Transparenz hinsichtlich der funktionalen und strukturellen Beziehungen zwischen Elektronik und Mechanik.
Die Integration von Cloud PLM und CAD ist für viele Unternehmen besonders wertvoll, da sie die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Entwicklungsteams und anderen Abteilungen vereinfacht. Dies macht letztlich die Produktentwicklung und Fertigung effizienter.

Welche Lösung bietet CONTACT Software zur Verknüpfung von Cloud PLM- und CAD-Daten?

KR: Der CONTACT Workspaces Desktop. Dieser Dateiexplorer ist ein leistungsstarkes Werkzeug für das Produktdatenmanagement. Als zentrale Plattform ermöglicht der Workspaces Desktop Designern und CAD-Entwicklern, ihre Arbeitsumgebung anzupassen, Dateien zu organisieren, die Teamarbeit zu fördern und auf wesentliche Tools für ihre Arbeit zuzugreifen. Er fungiert als technische Brücke zwischen CAD-Systemen und CONTACT Elements. Informationen fließen nahtlos zwischen diesen Systemen, und produktrelevante Eigenschaften werden sicher in der CONTACT Elements Plattform gespeichert.


Die Strukturen von Dokumenten in MCAD-Systemen wie SOLIDWORKS, NX, Catia und Creo sind komplex und erfordern ein intelligentes Team-Datenmanagement. Der Workspaces Desktop von CONTACT erfüllt diese Anforderungen. Er entlastet Konstrukteure von langwierigen Routineaufgaben und gewährleistet gleichzeitig eine prozesssichere Datenbasis. Dies wird durch Standardschnittstellen zu führenden MCAD- und ECAD-Systemen sowie dem leistungsstärksten Multi-CAD-Datenmanagement am Markt erreicht. Darüber hinaus gewährleistet die offene Architektur nahtlose Geschäftsprozesse mit anderen IT-Systemen wie SAP.
In Verbindung mit dem Cloud PLM-System von CONTACT, der CIM Database Cloud, ermöglicht der Workspaces Desktop den Zugriff auf alle CAD-Daten von überall und zu jeder Zeit und die Verknüpfung dieser mit allen Daten entlang des gesamten Produktlebenszyklus.

Fazit

Die nahtlose Integration von PLM und CAD ist unerlässlich, um Datensilos zu vermeiden. Cloud-basierte PLM-Software verbindet MCAD- und ECAD-Modelle mit allen anderen produktrelevanten Dokumenten und Daten. Dies gewährleistet jederzeit und von überall Zugriff auf identische Daten. Der Einsatz von Cloud PLM mit Schnittstellen zu CAD-Systemen schafft eine grundlegende Voraussetzung für die effiziente, standortübergreifende Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsteams.
Das Cloud PLM-System CIM Database Cloud integriert sich nahtlos in führende MCAD/ECAD-Systeme. Der CONTACT Dateiexplorer Workspaces Desktop ermöglicht es Anwendern, alle CAD-Dokumente mit Produktdaten über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu verknüpfen und von überall darauf zuzugreifen.

Bewegung für mehr PLM-Offenheit

„Und sie bewegt sich doch“, möchte man mit dem italienischen Mathematiker Galileo Galilei ausrufen, als er seiner Lehre von der Erdbewegung um die Sonne vor der Inquisition abschwören musste. Dummerweise ist berühmte Ausspruch eine Erfindung. Die PLM-Welt ist nach Jahren des Stillstands, in denen die Allianzen zwischen Systemherstellern und OEMs fest zementiert schienen, in Bewegung geraten. Erst hat sich Chrysler, dann Daimler für den Wechsel von Catia auf NX entschieden, und auch andere OEMs denken laut über die Neuordnung ihrer PLM-Landschaften nach.

Die neue Beweglichkeit der OEMs hat viele Ursachen, aber eine Gemeinsamkeit lässt sich zweifellos ausmachen: Alle treibt die Sorge um, die Verfügungsgewalt über ihre Produktdaten zu verlieren. Den Stein ins Rolle brachte nach Meinung vieler Insider PLM-Hersteller Dassault Systèmes mit der Vorstellung von Catia V6, in der die CAD-Daten praktisch nur noch auf dem Umweg über das integrierte PDM-System ENOVIA zugänglich sind. Dabei machen die Franzosen eigentlich nichts, was andere große PLM-Hersteller nicht auch gerne machen würden. Das Problem ist nur, dass ihre Kunden das nicht mehr mit sich machen lassen.

Der Ruf nach mehr Offenheit der PLM-Systeme ist unüberhörbar geworden. Automobilhersteller und Zulieferer wollen ihre heterogenen Systemlandschaften einfacher und flexibler integrieren, um die wachsende Komplexität der Produktentwicklung besser beherrschbar zu machen. Führende OEMs haben deshalb im April dieses Jahres eine Initiative zur Schaffung eines Codex of PLM Openness ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, bestimmte Mindestanforderungen an die Offenheit von PLM-Werkzeugen und -Lösungen zu formulieren und die Anbieter dazu zu bewegen, sie einzuhalten.

Aufgehängt ist die Initiative in einem Arbeitskreis des ProSTEP iViP-Vereins, dem hochkarätige Vertreter von BMW, Daimler, Volkswagen/Audi und Ford angehören. Koordiniert werden ihre Aktivitäten von Gerhard Seidenfaden, einem „alten Hasen“ aus dem Stall von Daimler, der als heute als Berater über die notwendige Unabhängigkeit verfügt. Der Arbeitskreis wird zunächst ein Memorandum of Understanding mit den Kernforderungen der OEMs erarbeiten, die dann in einem erweiterten Kreis mit Vertretern von Zulieferern und Systemlieferanten diskutiert werden sollen, um bis zum Jahresende ein verbindliches Dokument zu verabschieden. Ein sportliches Ziel.

Es geht bei der Initiative nicht darum, Systemlieferanten wegen mangelnder Offenheit an den Pranger zu stellen. Man wolle gemeinsam mit ihnen einheitliche Eckpunkte für den Zugang zu Systemen und Daten definieren, die als Grundlage für spätere vertragliche Vereinbarungen dienen können, betont Dr. Steven Vettermann, Geschäftsführer des ProSTEP iViP-Vereins. Zwar reden alle von Offenheit, aber was heißt das eigentlich? Weder die OEMs, die mehr Offenheit einfordern, noch die Vendoren, deren Systeme angeblich alle offen sind, verstehen darunter das Gleiche. Was glauben Sie – Ist eine proprietäre API, für die Third-Party-Anbieter oder Kunden auch noch Lizenzgebühren zahlen müssen, nun eigentlich offen oder nicht?

Der Arbeitskreis will keine Schnittstellen oder Formate vorgeben, sondern auf einer relativ abstrakten Ebene festlegen, welche Informationen für eine nahtlose Integration der Systeme und Prozesse benötigt werden. Die Systemhersteller sollen sich freiwillig dazu verpflichten, diesen gemeinsamen Nenner in ihren Systemen umzusetzen. Wie die Einhaltung des Kodex kontrolliert und Verstöße geahndet werden sollen, ist noch nicht ganz klar – der Arbeitskreis setzt hier auf das Feedback der Anwendergemeinde. „Es ist nicht Ziel des Vereins, den TÜV für Systemoffenheit zu spielen“, so Vettermann.

Und wie reagieren die Systemanbieter auf die Initiative für mehr Offenheit? Laut Vettermann erstaunlich offen. Begrüßt wird sie natürlich besonders von den neutralen PLM-Herstellern, die selbst kein CAD-System anbieten und bisher enorme Klimmzüge machen müssen, um an die Informationen zu gelangen, die sie für eine gute Integration der jeweiligen CAD-Systeme benötigen.

Bleibt abzuwarten, ob die OEMs es schaffen, ihre Partikularinteressen hintan zu stellen und sich wirklich auf einen einheitlichen Anforderungskatalog zu verständigen. Sonst haben wir am Ende zig herstellerspezifische PLM Codices, was dem Ziel, einen gemeinsamen Nenner für die Offenheit zu finden, nicht förderlich wäre. Doch was meinen Sie – lässt sich ein solcher Codex of PLM Openness überhaupt durchsetzen?