Black Box IoT?

Wer kauft schon gerne die Katze im Sack? Zumal wenn damit komplettes Neuland betreten wird… Der erste Kinderwagen zum Beispiel: Man ist sich zwar schon darüber im Klaren, dass man ihn braucht, aber die Entscheidung, ob es ein kleines Packformat oder doch lieber die Fahrradanhänger-Kombi sein soll, ist da schon schwieriger.

Der letzte Kinderwagenkauf ist jetzt schon einige Zeit her (mittlerweile bin ich Experte im Kauf von Skateboards). Falls Sie aber gerade vor der Wahl stehen, empfehle ich Ihnen ein dunkles Modell, da sieht man den Dreck nicht so deutlich.

Ein IoT-System ist zwar in der Regel nicht so dreckempfindlich, seine Auswahl ist dafür aber umso komplexer. Zumal viele Unternehmen damit Neuland betreten und schon an der Auswahl der richtigen Kriterien schier verzweifeln können. 

Hier habe ich zwei gute Nachrichten. Erstens: Welche IoT-Lösung passt, lässt sich einfach ausprobieren. Ein Proof of Concept ist eine sehr gute Möglichkeit, eine Lösung ohne große Risiken zu testen, bevor Sie sich für ein System entscheiden. Und zweitens: So sehr IoT auch neue Chancen bietet – so sehr basieren smarte Geschäftsprozesse auf guten alten Tugenden:

  1. Sind Sie sich sicher, wie Ihr IoT-Geschäft aussehen wird und das es auf lange Zeit so bleibt? Wahrscheinlich nicht. IoT ist ein sehr volatiler Markt, in dem gerade eine ganze Menge passiert. Also muss Ihr IoT-System reaktionsstark sein und am besten von der Fachabteilung selbst angepasst werden können. Das Stichwort dahinter heißt „low code„, das heißt keine aufwändige Programmierung, um Ihre Prozesse abzubilden. Und wenn das nicht reicht, sollte das System so modular sein, dass man zusätzliche Komponenten einfach „nachladen“ kann.

  2. Entsteht Ihr IoT-Geschäft auf der grünen Wiese oder erweitert es Ihr bestehendes Business? Wenn Letzteres der Fall ist, dann sollte Ihr IoT-System mit der übrigen IT-Welt in Ihrem Unternehmen sprechen können: Ersatzteilbestellungen zum Beispiel sollten ja in aller Regel einmal bei der Finanzbuchhaltung vorbeigekommen sein. Offene oder sogar zertifizierte Schnittstellen sind auch hier das A und O.

  3. Stellen Sie Industriegüter her? Haben Sie auch mal mit Ersatzteilen und Wartung zu tun? Dann wird Ihr neuer bester Freund im IoT-Neuland der „Digitale Zwilling„. Aber nur, wenn er auch industrietauglich ist: Er muss die Komponenten Ihrer Anlage detailliert abbilden können (am besten mit zugehörigem 3D-Modell), die aktuellen Parameter wie Software-Stände kennen und insbesondere Veränderungen nach Wartung oder Umbau dokumentieren können.

Die Anbindung von Geräten ist ehrlich gesagt meist nur eine Frage von Fummelarbeit, in aller Regel aber kein grundsätzliches Problem. Schritt für Schritt setzen sich hier Standardprotokolle für die Machine-to-Machine (M2M)-Kommunikation wie MQTT (Message Queuing Telemetry Transport) oder OPC/UA (Unified Architecture) durch und machen allen Beteiligten das Leben leichter.

Also: Probieren Sie es mit einem Proof of Concept einfach aus! Wenn Sie dabei auch noch auf die drei Prüfsteine achten, sind Sie gut im Rennen. Dann stehen Ihnen die Möglichkeiten von „Analytics“, „Big Data“, „Data Driven Processes“ oder „Predictive Maintenance“ offen.

Agil scheinen oder agil sein?

Als ich vor Jahren das erste Mal von Agilität hörte, hatte ich zunächst den Eindruck, Prozesse und Regeln sollten über Bord geworfen werden, um volatile Anforderungen auf wundersame Weise im Handumdrehen realisieren zu können. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll: Agilität klang für mich nach unerfüllbarem Wunschkonzert.

Erst als unser damaliges Software-Entwicklungsteam anfing nach Scrum zu arbeiten – mit mir als Product Owner und begleitet durch einen erfahrenen Scrum Master – habe ich mich mit dem Thema ernsthaft auseinandergesetzt.

Ich lernte, dass Agilität nicht Chaos bedeutet, sondern ganz im Gegenteil lautete die

1. Lektion: Disziplin

Agiles Vorgehen hat Regeln. Die lernten wir in der vorausgehenden Scrum-Schulung. Vor allem aber legte unser Scrum Master uns sehr ans Herz, die Scrum-Regeln strikt einzuhalten, statt sie so auszulegen, wie es für uns am sinnvollsten erschien. Was ich gelernt habe: Agilität ist kein Laissez-faire, sondern bedarf eines sehr disziplinierten Vorgehens, das nur funktioniert, wenn es konsequent gelebt und nicht nach Bedarf verbogen wird.

2. Lektion: Der Sinn

Feste Rollen und Rituale sind nützlich. Wir hatten sie für Scrum zwar gelernt, aber echtes Verständnis wuchs erst nach und nach über das Coaching und die Fragen des Scrum Masters. Beispielweise wenn sich im Lauf eines Sprints herauskristallisierte, dass mehrere der vereinbarten User Storys nicht erreicht werden würden. Alle Teammitglieder versuchten natürlich, ihre eigene Aufgabe bestmöglich zu erledigen. Das hätte dazu geführt, dass die einzelnen User Storys zu nur 70% fertig werden würden. Der Scrum Master stellte zur Diskussion, stattdessen ein oder zwei User Storys für den Sprint zu verwerfen und bei der Fertigstellung der anderen mitzuhelfen. Was wir gelernt haben: Ergebnisorientierung und Fokussierung auf ein gemeinsames Ziel machen das Teamwork produktiver und die Teammitglieder zufriedener.

3. Lektion: Teamgeist

Je mehr wir den Sinn der Regeln, Rollen und Rituale verinnerlichten, desto effizienter wurden die Projekte. Das Team wuchs immer stärker zusammen und es entwickelte sich nicht nur ein gemeinsamer Fokus darauf das Ziel zu erreichen, sondern echter Zusammenhalt. Wo vorher Kollegen Unverständnis über die Arbeit der jeweils anderen geäußert hatten oder sich in Schuldzuweisungen übten, wusste nun jeder im Team, was die anderen machten und warum. Man half sich gegenseitig nach Kräften und vertraute einander immer mehr. Und da nachhaltiges Lernen vor allem über positive Emotionen funktioniert, war dies der Punkt, an dem wir wirkliches Verständnis für Agilität entwickelten.

Am Ende wurde mir klar, dass Agilität erst durch das Zusammenspiel von Regeln, Menschen und Motivation entsteht. Die hinter den Regeln stehenden agilen Werte zu verstehen, ist entscheidend. Sonst besteht die Gefahr – durch das Herausgreifen oder Zurechtbiegen einzelner Regeln auf die eigenen Bedürfnisse – mit dem agilen Ansatz zu scheitern.

Was nicht heißt, dass man die agilen Frameworks nicht anpassen oder selektiv anwenden darf. Aber erst, wenn man sie verstanden hat.

Design Thinking – Hype oder Hilfe?

Ende Januar veranstaltet  CONTACT gemeinsam mit The Dark Horse, eine der führenden und bekanntesten Design Thinking Agenturen, einen exklusiven Design Thinking  Workshop.

Der Hintergrund: Neue Technologien wie IoT, 3D-Druck und Virtual Reality,  serviceorientierte Geschäftsmodelle und die Digitale Transformation überhaupt stellen herkömmliche Angebote infrage. Das Hasso-Plattner Institut schreibt dazu: „Design Thinking … avanciert heute zu einer ganz neuen Art, den Menschen in Bezug zur Arbeit zu sehen, das Konzept der Arbeit zu denken und zu fragen, wie wir im 21. Jahrhundert leben, lernen und arbeiten wollen. Die Strahlkraft von Design Thinking besteht darin, neue und überraschende Formen der kreativen Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort, Kollaboration wird die Grundlage für ein neues Arbeitsbewusstsein.“

„Ganz neue Art zu denken“, „21.Jahrhundert“, „Wir-Intelligenz“. Bei solchem Drang ins Esoterische gibt brand eins so richtig Contra. Individualistisch geprägte Gesellschaften sind weniger erfolgreich als  kollektivistische? Kreativität gedeiht am besten in Gruppen? Nicht unbedingt, und da kann man schnell mal was falsch verstehen. Und dann noch: Der Erfolg hängt von der Exzellenz in unterschiedlichen Disziplinen ab, also holt man diese Disziplinen mit ins Boot? Produkte mache ich für Kunden und – Revolution! – frage sie also nach ihren Bedürfnissen? Als wenn es Ideen wie Human Centered Design nie gegeben hätte.

Ignorieren wir lieber die Marketingstrategen und betrachten Design Thinking ganz pragmatisch:

  • Der Ausgangspunkt: komplexe Produkte und Systeme in einem eher unbekannten Terrain
  • Die unbedingte Ausrichtung an meine Kunden untere Berücksichtigung technischer und wirtschaftlicher Zielvorgaben
  • Die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen, die einen Beitrag leisten
  • Iteratives, auch spielerisch/experimentelles Vorgehen und lernen aus Feedback und Fehlern.

Design Thinking ist also wie gemacht für die Herausforderungen der Digitalen Transformation. Deswegen sind wir mit dabei.