20 Jahre PLM: Warum zweifeln Viele noch immer am Nutzen?

Mittlerweile blicke ich auf einige Jahre Beratung für Product Lifecycle Management zurück. Ein Thema, dessen Popularität im Laufe der Jahre deutlich schwankte und aktuell im Gefolge der Digitalen Transformation wieder stark im Aufwind ist.

Trotz der wieder steigenden Aufmerksamkeit für PLM bemerke ich, dass dem Begriff unverändert die Geschmacksnoten groß, schwerfällig, langwierig, unwirtschaftlich anhaften. Erstaunlich, denn der Aufwand, den viele Unternehmen beispielsweise in ERP-Projekte stecken, war und ist in den meisten Fällen deutlich höher. Dennoch werden Notwendigkeit und Nutzen von – teuren – ERP-Projekten zwar diskutiert, aber nur selten in Frage gestellt, siehe etwa Haribo und Lidl.

Wie kommt es zu dieser unterschiedlichen Wahrnehmung? Eine Erklärung könnte sein, dass sich der Nutzen von PLM für Management und Mitarbeiter in den Unternehmen über Jahre nicht ausreichend erschlossen hat. Das lag vor allem daran, dass Reichweite und Sichtbarkeit der PLM-Projekte in den Unternehmen oft sehr eingeschränkt war.

Ein genauer Blick zeigt, dass viele der früheren PLM-Einführungen in Wahrheit eher PDM-Einführungen waren. PDM, Produktdaten Management, konzentriert sich auf produktbeschreibende Daten, also in erster Linie CAD-Modelle und Zeichnungen. Damit beschränkte sich der „PLM“-Einsatz eher nur auf die Kernbereiche der Produktentwicklung, sehr oft sogar ausschließlich auf die Mechanik-Konstruktion. Obwohl meist schon seit Jahren in einigen PLM-Lösungen verfügbar, wurden z.B. Änderungsmanagement, Dokumentenmanagement, Projektmanagement, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit oder die Kommunikation mit Externen nicht genutzt. Stattdessen wurden oft vermeintlich „günstige“ Lösungen auf Basis von Excel, Outlook, dem Dateisystem oder Sharepoint in Eigenregie erstellt. Werkzeuge, die jeder im Unternehmen kennt. Und für die sich meist schnell jemand findet, der diese Tools per Makroprogrammierung „optimiert“. Geschürt wurde die ablehnende Haltung gegenüber PLM dabei sicher auch durch die überfrachteten, hochverdichten „Ingenieurs-Benutzeroberflächen“ der 1. und 2. PLM-Produktgeneration.

Da überrascht es nicht, dass PLM im Unternehmen als teure, wenig Nutzen stiftende und exotische Anwendung gesehen wurde.

In der aktuellen PLM-Renaissance haben die Unternehmen jetzt alle Chancen, aus den Defiziten der Vergangenheit zu lernen und die mittlerweile beeindruckenden Potenziale des Product Lifecycle Managements zu nutzen. Viele veraltete und abgekündigte PDM- und PLM-Lösungen werden aktuell oder demnächst gegen moderne PLM-Plattformen der 3. Generation ausgetauscht, die zudem auch die Anwendungsfälle rund um den Digitalen Zwilling und im Internet der Dinge unterstützen. Sie füllen die PLM-Idee mit Leben, indem sie die Prozesse über die Phasen, Fachbereiche und Unternehmensgrenzen hinweg effektiv und effizient begleiten. Dabei erhöhen neue, webbasierte HTML-5 Benutzeroberflächen die Akzeptanz bei allen Benutzergruppen im Unternehmen deutlich, indem sie auch komplexe Zusammenhänge übersichtlicher und im Handling performanter machen.

Jetzt besteht die Chance, „echtes“ Product Lifecycle Management zu verwirklichen! Vor dem Hintergrund neuer, digitaler Geschäftsmodelle, die die Nutzungsphase von Produkten viel stärker in den Vordergrund rücken, wird dies umso wichtiger. PLM-Lösungen fällt hier eine zentrale Bedeutung zu, denn sie legen den Grundstein für die Daten rund um den Digitalen Zwilling.

Aber am Ende zählen auch harte Fakten, wenn es um den Nutzen und RoI geht: Wird PLM tatsächlich mit all seinen Möglichkeiten unternehmensweit genutzt, ergeben sich schnell hohe Skaleneffekte durch die deutliche Minimierung von nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten. Dies allein ermöglicht oft schon einen Return on Investment nach gut einem Jahr. Unbenommen der zusätzlichen Umsatzpotenziale aus neuen, datengetriebenen Geschäftsmodellen, die PLM zukünftig ermöglichen wird.

Der Digitale Zwilling und die Quantenphysik

Neue Themen wollen mit passenden Begriffen einsortiert werden. Sie machen das Kommunizieren effizient, weil der Absender im besten Falle nichts mehr großartig erklären muss.

Einigermaßen gelang das mit dem Begriff Product Lifecycle Management. Sie erinnern sich: „Von der Wiege bis zur Bahre“ usw. Aber wie die Deutschen so sind, gehen sie allem auf den Grund und noch tiefer. Anspruchsvolle Definitionsversuche gab es im Laufe der Jahre reichlich, die eher nicht weitergeholfen haben.

Geht das schon wieder los, dachte ich nun beim Lesen des Beitrags „The Digital Twin Theory“. Die Autoren zu den Anfängen ihrer Arbeit: Zum anderen reifte die Idee der „Digital Twin Theory“ während eines zufälligen Kontakts mit der Quantenphysik…: Aus Sicht der Quantenphysik befinden sich Elektronen an mehreren Orten gleichzeitig… Es erschien spannend zu prüfen, ob diese Eigenschaften auch für digitale Zwillinge angenommen werden können.“

OK, die Freiheit der Wissenschaft ist ein hohes Gut, und Querdenker sind gefragt. Aber bitte nicht zu verquer. Das etwas nicht gleich falsch ist, reicht nicht, oder? Es sollte auch absehbar weiterhelfen.

Warum die Aufregung? Der Digitale Zwilling ist ein schönes, einfaches Bild, um die Potentiale hinter dem Internet der Dinge zu verstehen. Wäre schade, wenn das nach dem Motto „warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht“ drangegeben wird.

Und übrigens, die englische Wikipedia sagt: A digital twin is a digital replica of a … physical entity…


The 14 Top Success Patterns of Digital Business Models

Let’s get digital – The Internet of Things (IoT) has an outstanding influence on the relationship between companies and their customers. Companies now face the challenge of placing attractive digital offerings so as not to fall behind. The white paper identifies the central mechanisms of digital offerings and identifies the 14 most important patterns and blueprints for IoT-driven business models.

Market pressure and a new terrain. The markets are becoming digital and smart. Hardly any industry or offer that is not networked and/or in the cloud – at least that’s how it seems. This is undoubtedly a trend that is massively promoted by market-determining players, especially from Silicon Valley. Today, we are all influenced by the use of smartphones and home automation solutions, and we transfer corresponding expectations to other areas as well. The question of “whether” no longer arises, but rather of “how”. According to McKinsey the sales potential for digitized products in the B2B environment is even twice as high as in the B2C sector! Certainly, some phenomena on the market can be accepted as hypes. However, it is also certain that concrete developments and sometimes existential challenges also arise in supposedly firmly established markets:

  • Innovative and established competitors place an offer as “first mover”, attracting attention to themselves from customers for whom digitisation is not yet an issue.
  • New players are breaking into existing markets and placing previously unknown offers on the basis of digitized services.
  • Previously specialized providers (non-providers or providers of secondary services) are expanding their offerings digitally and thus attacking providers in the core market.

The Internet of Things (“IoT”) as a vehicle for digitized product offerings is virtually universal and knows no industry or process boundaries. According to Gartner, this is reflected in “ambitious IoT plans” in a wide variety of industries. Many companies are therefore being forced to confront the potential erosion of their markets by new suppliers.

The challenge lies not only in the high market dynamics, but also in the technical and sales challenges in a partly unknown territory. Many, especially medium-sized companies, lack software know-how, especially if it goes beyond the embedded area. In particular, this includes networked and distributed product architectures or analytics.

Another complicating factor is the fact that suitable personnel is not actually available on the market today. In addition, it is not only about recruiting new employees, but also about building up new business areas. In order to be able to act, companies must invest in completely new alliances and partner models.

The following white paper focuses on the second area of customer service improvement and uses the term “IoT”. The analysis of IoT projects shows that the majority of projects are based on the expansion of a market position in existing markets, i. e. the expansion of the existing product range. Only a few companies approach new markets. In other words, companies generally take a very cautious approach to new business options and try to avoid risks.

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