Smarte Produkte haben ihren Preis

IoT-Failures waren Thema meines vorherigen Blog-Beitrages, und besonders überraschte der „Rauchmelder mit integriertem Mikrophon, das Mithören in Wohnräumen erlaubt“, den ein namhafter Hersteller auf den Markt gebracht hat. Die Frage, ob dies wirklich ein Designfehler ist oder ob wir das nicht für den Komfort smarter Produkte in Kauf nehmen müssen, hat bei uns zu richtig interessanten, teils kontroversen Diskussionen geführt. Eine Frage, die sich herauskristallisierte, ist zwar nicht neu, beschäftigt jedoch allgemein die Benutzer smarter Geräte: 

Wie viel Privatsphäre gebe ich für welchen smarten Komfort preis?

Im Falle des Rauchmelders liegen die Vorzüge auf der Hand: Die Vernetzung der Rauchmelder im Haus bieten eine höhere Sicherheit im Brandfall. Wird ein Melder ausgelöst, werden alle anderen Rauchmelder verständigt und der Alarm ertönt im ganzen Haus. Zudem kann der Alarm weitergeleitet werden, zum Beispiel an ein Handy, so dass Nutzer jederzeit informiert sind. Für diese Funktionalität wird allerdings kein Mikrophon benötigt, das Mithören erlaubt. Das hochauflösende Mikrophon wird jedoch benötigt, wenn der Rauchmelder zusätzlich zur Sprachsteuerung für ein „Smart Home“ eingesetzt werden soll. 

Vorteil: Ich habe dann nur ein Gerät an der Zimmerdecke: Rauchmelder mit Sprachsteuerung.
Nachteil: Ich benötige zwar in jedem Zimmer einen Rauchmelder, allerdings gibt es Zimmer, da möchte ich kein Element zur Sprachsteuerung lauschen lassen. 

Möglicherweise wurde dies für das Design des modernen Rauchmelders einfach nicht als wichtig eingestuft, oder vielleicht wurde auch nur ein bereits vorhandenes Schaltungsdesign wiederverwendet. Hier wird aber klar, dass es für die Entwicklung smarter Produkte wichtig ist, das Gesamtpaket aus Sicht des Benutzers zu betrachten:

Was soll ein smartes Produkt können, was ist technisch möglich, und was darf es nicht können?

Es gibt sicherlich Produkte, die sich diesbezüglich in einer Grauzone befinden, wie beispielsweise ein Jogging-Kinderwagen, der autonom vor dem Laufenden herfährt. Ist das autonome Fahren sicherer, als wenn der Sportler den Wagen festhält? Denn auch er könnte stolpern und der Kinderwagen auf eine Straße rollen …

Viel mehr aber bietet das Internet der Dinge und die fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche auch die Möglichkeit, nachhaltige Produkte und Lösungen zu entwickeln. Ich würde mir ein Elektroauto wünschen, dessen Routenplaner die auf dem Weg benötigten Elektrotankstellen berechnet und zu geeignetem Zeitpunkt das Tanken vorschlägt, natürlich unter Berücksichtigung von Wartezeiten. Oder generell Anwendungen im Smart Home Bereich, die Einsparungen von Energie ermöglichen und zudem eine höhere Sicherheit bieten. 

Sehr interessant sind auch die Möglichkeiten im industriellen Bereich, die durch den Einsatz Digitaler Zwillinge von Anlagen oder Maschinen erreicht werden können: Betriebszustände können auf einen Blick erfasst und die Maschine über Apps gesteuert werden. Algorithmen berechnen optimale Ressourcen-Zuweisungen, Engpässe können erkannt werden, und eine Echtzeitsteuerung wird möglich. 

Die spannende Herausforderung die ich beim Design von IoT Produkten sehe, ist das Zusammenspiel zwischen Hardware und Software. Welche Möglichkeiten sich da ergeben, nachhaltige und anspruchsvolle Produkte zu designen und Prozesse zu optimieren, wenn das Gesamtsystem betrachtet wird! Die Komplexität stellt die Menschen, die in der Entwicklung der Systeme involviert sind, vor große Aufgaben. Und neben dem Design gehören auch Verifikation, Testen und Validieren einer Lösung zu den notwendigen Aufgaben, damit das korrekte Verhalten des Produkts oder Systems bestmöglich gewährleistet wird.

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